Eigentlich besteht die Kunst darin, gerade im stressigen und durchtakteten Alltag auch Glücksmomente zu spüren und bewusst zu erleben. Aber ein ehrliches Lächeln mit einem tiefen Blick in die Augen ist zu einer Seltenheit geworden. Zu einer Zeit, in der Zeit als Stress und nicht als Gabe empfunden wird, verlernen wir immer mehr auch mit Liebe zu kommunizieren.
Daher rührte bei mir einst die Idee, Lächeln zu verschenken. An dieser Stelle erklärt sich auch der Bezug zu Amazon, es ist eine Anspielung auf die Initiative „AmazonSmile“. Dabei möchte ich diese gar nicht schlecht reden, ganz im Gegenteil, ich finde es eine schöne Sache. Trotzdem bin ich der Ansicht, dass man nicht erst Geld ausgeben muss, um ein Lächeln zu spenden. Das geht so einfach, ein positiver Gedanke und zack huscht einem ein Freudelächeln über das Gesicht, es geht einem gleich noch besser als zuvor. Schöner ist es allerdings, wenn man seinen Glücksmoment oder gar seine Glückswelle teilt, sein Haus verlässt und versucht das Glücksvirus zu verbreiten. Der Begriff des Virus ist an dieser Stelle bewusst gewählt. Einerseits, weil es die beste Eigenschaft des Lächelns ist, dass es so leicht infizierbar ist 😉 Zudem macht es den Sender nicht ärmer, den Empfänger aber umso reicher. Und den Sender eigentlich auch, aber das ist eigentlich das Geheimnis derer, die auch gerne im Auftrag des Lächelns unterwegs sind.
Andererseits möchte ich erstmalig auf meinem Blog die allseits präsente Corona-Pandemie ansprechen. Im ersten Lockdown war ich nahezu täglich draußen spazieren, alleine, versteht sich. Ich wurde mehrfach darauf angesprochen, wie ich denn so fröhlich sein könne, als ich wieder versucht habe Lächeln zu verschenken..
Die Emotionen mit denen ich konfrontiert wurde waren durchmischt: Während die einen mich bewunderten, verspürte ich bei anderen hingegen sogar einen leisen Hauch von Wut, den meine Freude bei ihnen zu bewirken scheinte.
Ich weiß, dass man Schmerz, Leid und Trauer nicht ohne Weiteres „weglächeln“ kann. An dieser Stelle möchte ich all denen, die durch die Pandemie Leid erfahren haben, meine tiefste Verbundenheit aussprechen. Ich will sie in keiner Weise belächeln etc., meine Intention ist ganz gegensätzlich. Ich möchte ihnen Mut, Liebe, Zuversicht und eben ein noch so banales Lächeln schenken.
Genug Spiritualität, seit Corona präsent ist fiel mir eine Tatsache immer mehr auf: Für manche Menschen mag es eine angebliche Form von Mündigkeit sein, sich stets und ausnahmslos über Maßnahmen der Politik zu beschweren. Ich will mit meinen folgenden Worten definitiv nicht die Bedürftigkeit, Missstände zu kommunizieren und auf sie aufmerksam zu machen, schlecht reden. Keinesweges.
Aber oft sind es „nur“ individuelle Einbußen und Verzichte, die meiner Meinung nach JEDER in einer solchen Zeit der Pandemie erlebt. Man stellt sich in eine überdimensionale Opferrolle, vergisst dabei, dass es gar eine Beleidigung derer ist, die emotionales Leid durch Verlust von Angehörigen etc, ertragen müssen.
Mich macht es traurig zu sehen, dass der Mensch Leid scheinbar immer erst am eigenen Leib und an der eigenen Seele erfahren muss, um nachhaltig im Sinne aller, unseren ganzen Gesellschaft, zu handeln. Für manche reicht es wirklich nicht, dass sie nur ihr Haus verlassen müssen und mit der Pandemie und damit verbundenem Leid konfrontiert sind.
Für mich ist es ein Zeichen von menschlichem Intellekt sich auch ohne direkten Bezug in das Leid anderer hineinversetzen zu können, egal in welchem Maße man selbst betroffen ist. Ich selbst definiere es auch als Mündigkeit, mit etwas konform zu gehen. Mündigkeit äußert sich meiner Meinung nach nicht immer in negativer Kritik. An diesem Punkt möchte ich betonen, dass ich mich sicher in unserem Land und in guter politischer Geborgenheit fühle. Letztens las ich darüber, wie schnell die Entwicklungen des Impfstoffes wohl vorangeschritten wären, wenn die Pandemie „nur“ ein Entwicklungsland wie Äthiopien ausgebrochen wäre… eine Frage, die zum Nachdenken anregt. Mich aber zunächst dankbar werden lässt, dass ich in einem Industrieland wie Deutschland leben darf.
Morgen beginnt der zweite Teil meines Pflegepraktikums, diesmal helfe ich auf einer Corona-Intensiv-Station mit. Das sehe ich als Chance, der Gesellschaft in dieser Zeit der Pandemie noch besser dienen zu können. Gleichzeitig möchte ich aber auch dort im Auftrags des Lächelns unterwegs sein, denn wo gibt es gerade mehr Leid zu bekämpfen als dort?
PS: Ein echtes Lächeln kann man auch maskiert verschenken – man erkennt es in den Augen 😉