Ich fühl’ mich so frey

Ein gutes halbes Jahr ist mittlerweile vergangen, seit ich hier zuletzt geschrieben habe. Kurz darauf habe ich einen sehr außergewöhnlichen Antrag eingereicht.

Einen Antrag auf Freiheit.

Es handelt sich um einen Antrag auf Änderung meines Familiennamens.

Seit etwa einem Jahr stellte ich fest, dass mich mein alter Nachname zunehmend stört. Einfach ein ungutes Gefühl. Dieser ist nicht mein Geburtsname, sondern der Name des zweiten Mannes meiner leiblichen Mutter, den ich als Kind annahm. Ich habe bis heute keinen wirklichen Bezug zu diesem Namen. Zudem verbinde ich viele negative Erinnerungen mit dieser Zeit. Ich spürte, dass es Zeit war, etwas zu ändern.

Aber warum „Frey“?

Die Suche war nicht gerade einfach, denn ich konnte mir tatsächlich aus fast allen denkbaren Nachnamen einen neuen Namen auswählen. Dabei gab es nur wenige Beschränkungen, wie z.B. dass er nicht anzüglich sein oder zu häufig vorkommen darf. Also hatte ich die Qual der Wahl unter unendlichen Möglichkeiten…

Nach viel Recherche und zahlreichen Überlegungen hatte ich am Ende ein paar Favoriten – aber bei „Frey“ war die Bedeutung für mich einfach unschlagbar: Der Name geht auf das mittelhochdeutsche Wort „vrî“ zurück, was so viel bedeutet wie «frei; frei geboren; unbekümmert, sorglos». Der Familienname bezeichnet damit entweder frühe Namensträger, die im Hochmittelalter freie, nicht leibeigene Bauern waren, oder aber frühe Namensträger, die eine unbekümmerte Wesensart hatten. (Quelle: Wikipedia.de, 11.02.2023)

Das offenbart auch bereits meine hauptsächliche Motivation für die Namensänderung: Ich wollte mich befreien. Befreien von einer namentlichen Zugehörigkeit, die nicht mehr existiert. Befreien von leidvollen Erinnerungen.

Stattdessen will ich frei sein. Ich will meine Entwicklung in Richtung Freiheit, deren Beginn ich seit meinem Auszug bei meiner Mutter und meinem Stiefvater datieren würde, unterstreichen. Bei all meinen Bestrebungen und Entscheidungen leitet mich mein Motto: „Nicht in Limitationen, sondern in Freiheit denken.“

Klar – es ist auch nur ein Name. Das ist mir bewusst. Entscheidend ist jedoch, was ein Name für mich persönlich bedeutet. Für mich ist es von großem Wert, mir immer sagen zu können: Jenni, du bist frey! Frey von was auch immer ich frey sein will.

Natürlich kann man sich nicht einfach durch eine Namensänderung von leidvollen Erinnerungen, schlechten persönlichen Eigenschaften oder sonst etwas befreien. Das wäre naiv.
Aber ich kann mich in jedem Moment daran erinnern, dass ich frey bin in der Entscheidung, etwas einen Platz in meinem Leben zu geben oder eben nicht. Mich zu verhalten, wie ich mich verhalte, oder eben nicht.

Und nicht zuletzt, dass mich nichts aufhält, glücklich zu sein.

Denn ich bin frey!