Abitur trotz Kinderheim

Ich habe mich inzwischen an der Friedrich Schiller Universität in Jena immatrikuliert. Passend dazu bin ich im Netz auf einen Artikel gestossen, der angibt, dass es gerade mal 1% der sogenannten ,Care Leaver‘ auf eine Hochschule schaffen. Für mich war schon immer klar, dass ich mich mit nichts anderem als dem höchsten Schulabschluss, dem Abitur, zufrieden gebe – aus mir soll schliesslich mal was werden. Deshalb war ich seit der 5. Klasse auf einem Gymnasium. Im Heim wars das allerdings gar nicht so einfach. Mittags ‚heim‘ zu kommen und zu merken wie der Durchschnitts IQ um 30 absank:D Spaß beiseite. Aber ich habe tatsächlich Differenzen feststellen können, gerade was das mathematische/räumliche sowie das Sprachverständnis betraf. In Fremdsprachen bin ich wirklich kein Überflieger, aber selbst mein semi-professionelles Schulenglisch erweckte bei den anderen Heimkindern gewaltigen Eindruck. Oder aber die im Vergleich defizitäre Denkgeschwindingkeit oder Merkfähigkeit. Vielleicht war das insgeheim auch der stärkste Grund warum ich keine annähernd tiefgründigere Freundschaft mit anderen Heimkindern aufbauen konnte, wer weiß?! Aber es gab auch welche, bei denen war dies nicht so. Dennoch besuchten sie keine Realschule, geschweige denn ein Gymnasium. Ich vermute es gibt mehrere frühkindliche Faktoren, die die Ausprägung des IQ später bestimmen, obwohl meine frühkindliche Forderung nicht die beste war. Gut – trotz viel psychischem Stress, die schlechteste war sie auch nicht. Eins kann ich jedoch sagen: Der wichtigste Faktor ist eine Frage des Charakters und nennt sich Biss und Wille. Ich will es später mal besser haben und strebe einen akademischen Abschluss an. Ich will helfen und Gutes tun, das ist mein Antrieb. Noch kurz angemerkt: Bei mir wurde (ich glaube in der 5. Klasse) ein IQ Test bei einer Ärztin durchgeführt, bei dem sich herausstellte, dass ich überdurchschnittlich intelligent bin. Ob ich das direkt in der Schule umsetzten konnte weiss ich nicht, jedoch wäre es gelogen, zu sagen, dass das nicht mein Ego durch die gesamte Folgeschulzeit gestärkt hat.